Auf dem historischen Jakobsweg, Camino Primitivo
Die ersten Etappen durch die Region Asturien
1: Asturien erster Teil
2: Asturien zweiter Teil
3: Galicien
4: Santiago
Zum Startpunkt des Camino Primitivo fahre ich auch wieder mit dem Fernbus von Karlsruhe - insgesamt bin ich 24 1/2 Stunden unterwegs. Mit dem Bus fahren hauptsächlich Spanier und Portugiesen die wegen Job nach Deutschland gekommen sind und zurück in die Heimat fahren. Ein Spanier erzählt, ihm und den anderem mit denen er unterwegs ist, wäre eine Arbeit in Frankfurt angeboten worden, weshalb er die weite Reise auf sich genommen hat. In Frankfurt dann vor Ort wurde ihnen gesagt, momentan brauchen die dann doch niemand, sie wären umsonst angereist. Der Spanier fährt weiter als ich, zurück nach Malaga, das mit dem Bus noch eine Tagesreise länger dauert.
Oviedo scheint bei den Spaniern ein touristisch ziemlich beliebter Ort zu sein.
Sehr viele sind unterwegs, zu sehen gibt es unzählige Kirchen, den Dom, ein Kloster, sehr viele Bars und Restaurants. Vor allem überfüllt ist das Zentrum mit Marktständen bei dem vor allem.. Schuhe verkauft werden. Und ziemlich billig, hätte mir das sparen können die schon vorher für die Tour zu besorgen.
Abends in der Herberge kommen noch zwei Franzosen an, die erzählen dass sie schon einige Tage unterwegs sind, auf dem Camino del Norte von Frankreich aus. Dort war kaum jemand unterwegs weswegen sie sich entschieden haben auf den anderen Weg zu wechseln. In den 10 Tagen wäre ich erst der dritte Pilger, den sie unterwegs treffen.
Die erste Etappe führt in Serpentinen aufwärts an Rinderweiden vorbei, im Hintergrund schneebedeckte Berge. Eine idyllische Landschaft wie in Österreich in den Alpen. Dort treffe ich die zweite Pilgergruppe, zwei Spanierinnen - eine aus Madrid und eine aus Mallorca. Die erzählen, für Spanier ist diese Region Asturien die „kleine Schweiz“, finde ich recht passend.
Abwärts geht es dann zu einem mäandernden Fluss hinunter. Auf dem Weg finde ich eine große Menge an Esskastanien, kann einige unterwegs sammeln. Im Sommer konnte ich mich auf dem Camino teils den ganzen Tag von Brombeeren ernähren. Ich hatte mich damals gefragt, wovon sich der 'primitive' Pilger im Winter ernähren kann - die Frage ist damit beantwortet.
Irgendwo bin ich dann falsch abgebogen - lange Zeit keine Wegmarkierungen mehr. Aber statt mich verirrt zu fühlen bekomme ich eine Art spirituelle Erleuchtung:
Auch wenn man nicht vorgegebenen Wegen folgt, solange man weiß wohin man will ist man immer auf dem richtigen Weg. Der Camino ist überall. Zu ergänzen wäre natürlich, dass ich mit GPS und der Smartphone-Wanderkarten-App immer weiß, ob die Richtung stimmt, oder ob ich lieber umkehren sollte.
Kurz vor der nächsten größeren Stadt, Grado, führt der Weg zwischen hohen Felsen hindurch, zunehmender Regen macht den Nachmittag etwas ungemütlich. Praktisch, dass der Rucksack, den ich mit ausgeliehen habe, einen integrierten Sackschutz hat, damit der Inhalt weitgehend trocken bleibt.
Abends in der Herberge, die etwas vom Camino entfernt liegt, treffe ich die zwei französischen Pilger wieder, die schon einige Zeit vor mir angekommen sind.
Dann taucht auch der Hospitalero auf um die Pilgerausweise zu stempeln. Er will unsere Reiseführer sehen - ich zeige ihm meine Liste mit den Herbergen, mehr habe ich nicht.. Der Hospitalero holt einen Ordner und zeigt mir Etappenbeschreibungen zum Camino, dann schreibt er mir eine Liste mit Etappenvorschlägen auf bis Santiago. Nimmt sich dafür viel Zeit, ziemlich hilfsbereit.
Danach backen und teilen wir die Kastanien - später, um halb Zehn abends, tauchen die zwei Spanierinnen noch mit einem spanischen Pilger zusätzlich auf. Um diese Uhrzeit war es schon 2 Stunden dunkel und es gab Starkregen - vorher hatten sie in Grado nach einem Hotel gesucht, waren aber wegen der Jahreszeit alle geschlossen.
Nachts fröstelt es ziemlich - die 3 spanischen Pilger teilen sich zum Wärmen zwei nebeneinander liegende Betten.
Der Tag beginnt mit viel Regen, der Camino führt zum großen Teil über rutschige Lehmpfade, zwischendurch an einem Kloster vorbei - ein paar mal kann ich mich beim Rutschen abfangen, einmal nicht und lande in einer tiefen Schlammpfütze. Eine Stunde später komme ich an einem Brunnen, 'Fuente de Santiago' vorbei, kann dort den Schlamm abwaschen und die Kleidung wieder anziehen - nass ist sowieso alles, beim Laufen trocknet es zwischen den Regengüssen auch wieder.
In Salas gibt es ein Menue für 8 Euro, vier Gänge mit Meeresfrüchte-Suppe soviel man will, Steak mit Pommes, dazu ein halbes Baguette, Tomatensalat, ein Stück Torte und für den Durst eine Flasche Wein. Frage mich ob die bei dem Menue überhaupt noch etwas verdienen.
Den weiteren Weg Starkregen, der Camino durch den Wald hat sich in einen Bach verwandelt, ein langes Stück dann teils an der Landstraße, teils abseits, zum Schluss dann flacher - im Hintergrund sieht man schneebedeckte Berge.
In der Herberge treffe ich die Franzosen wieder, die Herbergsverwalterin kocht für alle ein umfangreiches Abendessen. Alles mit Unterkunft dann für eine freiwillige Spende. Kurz nach zehn Uhr abends treffen dann auch die spanischen Pilger ein, die für das letzte Stück ein Taxi genommen haben.